Letztes Wochenende war ich -weil ich nichts besseres zu tun hatte- in Chicago. F?r einen Kurztrip. Und weil es ja auch kein big deal ist, f?r ein als h?chst ?berfl?ssig geglaubtes Internetmarketing Seminar binnen weniger Tage 8000 Pr?mienmeilen auf die Miles&More-Karte zu ballern und f?r 48 Stunden Aufenthalt mit Wissensinfusion 30 Stunden zu reisen.
Aber gut, ich war ja immmerhin mal wieder vor der Haust?re und hab neue fremde Betten kennengelernt. Da fragte mich doch noch gestern der Typ aus der Buchhaltung, warum ich denn bei 4 Tagen Reise nur 2 ?bernachtungen abrechnen w?rde. Gerne h?tte ich ihm meinen R?cken und meine Beine antworten lassen, da? das unglaubliche Ph?nomen der Erdrotation f?r diese Sparma?nahme zust?ndig war. Ich verzichtete und sagte im nur, da? ich eine Nacht im Flieger war. Apropos Flieger. Mann mann, was ist das doch alles f?r ein Nepp! Gestern abend war ich im Kino und hatte einen besseren Sitz als in der Economy-Class von United Airlines! Und die Leinwand war auch gr??er, vom Sound gar nicht zu sprechen! Menschen mit meiner K?rpergr??e bzw. Beinl?nge haben da aber auch echt nichts zu lachen. Eingepfercht und bewegungsunf?hig vertreibt man sich mit ollen Filmen die Zeit ?ber den Wolken, nur unterbrochen von menschlichen Bed?rfnissen, Airline-abh?ngigen kulinarischen Verbrechen und dem Bewegungsdrang nachgegeben habenden Spazierg?ngen mit der Kamera im Anschlag.
Mit etwas Gl?ck gibt es irgendwo eine interessante Konversation, der man lauschen kann. Mit meinem ?blichen Pech hingegen hat man so Spaten vor sich sitzen wie den einen frankfurter Yuppie, der mich bald in den Wahnsinn getrieben hat. Der sitzt neben einem hilflosen indischen Gesch?ftsmann und textet den armen Menschen von A bis Z in seinem extrem vergeblichen Englisch f?r zum Davonlaufen zu. Auf einmal h?r ich diesen Schmock sagen: „the advantage of Germany is that it’s big, and India is small, you know?“ – und es rei?t mich bald vom Stuhl.
In London verlaufen wir uns erstmal ganz klassisch, gehen nicht durch die „Connection flight“-Schleuse sondern reisen mal eben ein. Die nette Dame am United-Schalter stellt dann an unser Statt fest, da? es arg Zeit wird, zum Gate zu gehen und bringt uns im Stechschritt durch die Security und zu einem Gef?hrt, das sonst nur ?ltere und Gehbehinderte durch den Flughafen kutschiert. Gut, ein wenig peinliches Auftreten geh?rt halt dazu, wenn man was erleben will. Beep-beep-beep-beep… so geht es im super-pursuit mode durch Heathrow, unser Fahrer br?llt alle, die uns im Weg stehen aus sicherer Entfernung zusammen, soda? gerade so niemand zu Schaden kam. Was ein Erlebnis!
Etwas weniger relaxed ging es dann mal wieder bei der Einreise in die Staaten zu. Man machte 2 Warteschlangen: Eine f?r die ehrenwerten american people, die andere f?r die Terroristen. -Rate, in welcher Schlange wir fast anderthalb Stunden standen! Dieses Land ist echt das allerletzte, ein ?berwachungsstaat par excellence, wo einem eine Gestapo ‚willkommen‘ hei?t. What a great country!
Wer mal nach Chicago reist, der sollte es dringend vermeiden, in einem Subburb wie Itasca abzusteigen. Wenn ?berhaupt ein Taxifahrer dahin kutschieren will, dann kostet das $55 ab O’Hare. Mit der Bahn nach Downtown sind es zwar nur $5 ($80 gegn?ber einem Taxi gespart), aber daf?r dauert das Unterfangen gleich 40 Minuten. Wirklich viel gesehen habe ich nat?rlich nun nicht wirklich, aber immerhin war ich auf dem Sears-Tower und habe mir das Spektakel von oben angeschaut, was angesichts der 412 Meter hohen Aussicht schon was hermacht. Rauf geht es da echt wie im SciFi-Film: Mit 488 Meter pro Minute, also knapp 30 km/h. 12 Dollar, die sich lohnen. Wenn jetzt noch die Fenster sauber gewesen w?re, h?tte ich noch bessere Fotos…
Auf dem R?ckflug gab es noch eine skurrile Figur – die Amis haben es ja immer so mit der Religion. Da sitzt also dieser Meat-Loaf, schiebt das Tablett mit dem Fr?hst?ck beiseite und packt ein schwarzes, in Leder gebundenes Buch aus. Dazu h?ngt er sich zur Deko ein riesiges, goldenes Kreuz um den Hals und beginnt sein Lekt?re-Ritual. Am Ende laufen ihm dann aus den erf?llten Augen dicke Tr?nen ?ber die fleischigen Wangen. Zum Abschlu? k??t er die Bibel. -Kinder, la?t die Finger von den Drogen!