Der Segen einer Studentenstadt liegt manchmal auch sehr nahe an dessen Seuche. Wieder ist ein Jahr rum, mann, verdammt schnell ging das. Mein Verbindungsidioten-Nachbar und ich reden noch immer nicht mehr als das N?tigste miteinander, also mu? der Groll doch recht tief sitzen. Erinnern wir uns: Seine Horden sind bei uns eingefallen, raubten und brandschatzten und hinterlie?en etwas, was diesem Vokabular folgend im verkleinerten Ma?stab gut mit ‚verbrannter Erde‘ bezeichnet werden kann. Heuer ist es wieder soweit, diese Stadt und ihre nicht-involvierten Bewohner m?ssen die Krankheit ertragen, die die Verbindungen einmal im Jahr auf „die Neuen“ loslassen: die INKOM.
Inkom, das ist wie Diarrh?, Husten, Schnupfen, Ohr- und Zahnschmerzen gleichzeitig. Das klebrige, gelbe Sekret sind all die, die dieser Virus befallen hat. Fast wie bei Stephen King glaubt man nicht nur dem Ausnahmezustand gegen?berzustehen, sondern auch daran, da? alle anderen irgendwie Zombies sind, vor denen man sich besser gut h?ten sollte.
Pilgernd ziehen sie gen Mecc(a), sich alle supi kennenzulernen w?hrend man ohne R?cksicht auf kollaterale Sch?den oder v?llige Verbl?dung mit asozialem Verhalten als Resultat sich betrinkt. Ach nein, ich verga? schon wieder! Hier hat dieser Zustand ja einen Namen, ja eine eigene Vokabel: gezellig!
Morgen fr?h werden wieder dutzende Studenten von dieser fiesen Pl?rre, die man bei den traditionsreichen Festivit?ten ausschenkt, schier unendliche Kopfschmerzen haben. Andere werden zwischen stark reinigungsbed?rftigen Laken entweder in ihrem eigenen Erbrochenen oder mit einer im n?chternen Zustand h?chst widerw?rtigen Person, die man vor 8 Stunden nichtmal kannte, geschweigedenn h?tte kennen wollen, aufwachen. Hier ist die Frage erlaubt, welches das ?blere ?bel ist. Kondome wird man zum Gl?ck in den Welcome-Packs verteilen – allerdings erreichen die meisten eh nicht ihre Bestimmung. Diese ‚gezelligen‘ M?chtegern-Erwachsenen werden 1001 Anwendung daf?r finden: Egal ob ?berdenkopfziehenundaufblasen, Autoantennendekoration, oder mit Wasser gef?llt zum ach so witzigen Rumwerfen. Klasse.
Den Deutschen Studi erkennt man auf 50 Metern auch noch mit 8 Promille und verbundenen Augen. Nicht, da? wirklich jeder dieser Tage seine Eltern dabei haben zu scheint, nein, noch nie ist es mir so deutlich gewesen, wie sehr sich Optik, Haptik und ?berhaupt das ganze Audio-Visuelle von den niederl?ndischen Spa?machern unterscheidet. Damit meine ich nichtmal die Trekking-Sandalen, Eastpack-Rucks?cke und Salewa-Allwetterjacken, die aus dem Golf IV mit D?sseldorfer, K?lner oder Aachener Kennzeichen aussteigen und gleich so einen gewissen pfadfinderischen Ehrgeiz an den Tag zu legen scheinen, wie man sich denn nun hier, im Ausland!, wohl am geschicktesten bewegt. Und wohin vor allem. Andere tauschen im Dialog auch brandhei?e Neuigkeiten ?ber die „in-come“ aus. S??, ausgesprochen goldig, sowas. Hach ja, wir waren auch mal jung…
All das geht aber dieses Jahr nicht vonstatten, ohne da? das Wetter als mein extrapolierter, hoch empor gehaltene Mittelfinger fungiert, der meine Ansprache, Willkommensbotschaft und Mitteilung an diese ganzen Gehirnspender ist, die ab heute 4 Tage Narrenfreiheit mit Hirnausschalten gebucht haben und darum meinen, die Stadt geh?re ihnen: Es gie?t zeitweise in Str?men! Nein Freunde, in Wahrheit geh?rt Ihr dieser Stadt, und es wird ein verdammt langer und anstrengender Weg, bis sie Euch wieder in die Realit?t erbricht. Wehe dem, der sich bei der S?ure und Peristaltik, die ihn/sie in den kommenden Jahren erwartet, nicht besser ein dickes Fell zulegt.
PS: Nicht vergessen, mir in die Comments zu schreiben, da? ich ja nur neidisch auf ein richtiges Studentenleben mit exzessiven Exzessen, l?sternen Gel?sten, l?cherlichen Lachnummern, freundlichen Freunden, und nat?rlich -nicht zu vergessen- lebenswertem Leben bin!
Du bist ja nur neidisch auf das richtige Studentenleben mit exzessiven Exzessen, l?sternen Gel?sten, l?cherlichen Lachnummern, freundlichen Freunden und nat?rlich dem lebenswerten Leben… Wo geht’s zur Gehirnspende?
Und ich erinnere mich an einige feucht-fr?hliche Abende mit Deiner Freundin im MECC… in der guten alten Zeit hat uns die INKOM n?mlich doch so ziemlich Spass gemacht…zumindest w?rde ich jetzt einiges drum geben, meinen Schreibtisch im B?ro von S&F Hamburg mit der Tanzfl?che im MECC zu tauschen… aber das ist dann wohl Ansichtssache! Nur vielleicht w?rde ein kleiner Rock im MECC auch Dich wieder zum Thesis-schreiben motivieren ;-) Liebe Gru? aus dem kalt-regnerisch-na?-grauen Norden! Toi Toi Toi