Wer Lars von Trier-Filme grunds?tzlich nicht mag, sollte heute besser gar nicht erst weiterlesen.
Es gibt Filme, die sind einfach rundrum gut. Will sagen, der Film gibt ordentlich was her. Das kann auf vielerlei Art, sei es der Plot, das Drehbuch, der Regisseur, die Location, die Schauspieler, die Art des Filmens, oder einfach was transportiert wird. Es gibt zudem Filme, die auf kl?gliche Art und Weise versuchen, von den Defiziten des Hauptfilms abzulenken, und daf?r die DVD prall mit Extras und Specials f?llen. Und dann gibt es Lars-von-Trier-Filme. G?nzlich unkategorisierbar, von den einen als Junk verschrien, von den anderen als gro?e Kunst gelobt.
Gestern schauten wir „Breaking the Waves„, der wie andere seiner Werke nach dem sogenannten „Dogma ’95“ gedreht wurde. Dogma 95 ist eine Vereinbarung d?nischer Avantgarde-Regisseure, bewu?t auf „Qualit?t“ zu verzichten. -Hoppla, was geht denn da? Hab ich was verpa?t? Immerhin war der Film Oscar- und Cannes-Kandidat!
Was man unter weggelassener Qualit?t erwarten darf, demonstriert uns Herr von Trier ?ber 150 Minuten lang in der Schottischen Ein?de: Handkamera, zum Teil brutalst verwackelt weil es da halt richtig stramm windet, Farbfehler, Tonfehler, Artefakte der Komprimierung, und zum Teil richtig richtig schlechte Schnitte. Will sagen, damit steht er sicher so manchem Amateur-Campingplatz-Urlaubsvideo nach. Aber das Dogma verlangt es nunmal so, keine „Aufpolierung“ bei der Nachbearbeitung, keine Kunstgriffe, kein Schnickschnack. Was ?brig bleibt neben der Frage, warum sowas ?berhaupt auf DVD erscheint, ist nat?rlich eine Lars-von-Trier Geschichte und seine grandiose Umsetzung der selben. ?ber die schauspielerische Leistung haben andere schon genug geschrieben, besonders die von Emily Watson ist hervorzuheben, die auch schon in „Angela’s Ashes“ brillierte. Es w?re gelogen zu behaupten, dieser Film rei?e einen nicht mit, sauge einen nicht auf. Allerdings bleibt die Distanz zu den Protagonisten und der eigentlich haarstr?ubenden Story itself so gro?, weil dieser Rahmen aus sektengleicher Glaubensgemeinde, Ideologie, Wahnsinn und sexueller H?rigkeit mit einer guten Portion wahrlich unwirklichen Verhaltens einem schlicht den Zugang versagt. Man kann nur mitansehen und zehntausenmal „oh nein, was macht sie denn nur?!“ sagen.
Das Ende ist der Killer, absolute Obergrotte. Nach „Vanilla Sky“ und „Dogma“ und all denen, die mir nun nicht mehr einfallen, schl?gt dieses Ende mit plakativem Glockengel?ute wortw?rtlich aus dem Himmel eindeutig alles bisher dagewesene. Klar, der Kreis hat sich geschlossen, aber das war einfach nur Panne.
Fazit: Keine Ahnung, ob das ein guter Film ist, vielleich mu? man ihn mehrmals sehen um sich nicht auf Schritt und Tritt an der miserablen fotografischen und technischen Leistung zu st?ren. Das beiseite genommen legt Herr von Trier hier einen im weitesten Sinne einzigartigen und beeindruckenden weil gro?en Film vor, der ein wenig zu sexuell ist, f?r meinen Geschmack. Wie immer ein gro?er Spa? ist der „scottish accent“, wodurch die Englische Original-Fassung unbedingt zu bevorzugen ist. -Sehen, aber nicht kaufen!