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Bodo mit dem Bagger (und das Baggerloch)

Bodo und Irina kommen beide zu sp?t. Sie blo? 2 Minuten, er 3. Der Vorlesungssaal platzt schon aus allen N?hten, keine Chance mehr auf einen regul?ren Platz. W?hrend der Professor schon die ersten Folien auflegt, entschlie?t sich Irina endlich, vorn in der ersten Reihe, dort, wo niemand freiwillig sitzen mag, f?r einen Platz in der Stuhlreihe. Normalerweise turnt Bodo quer durch den Saal, um als Grundnutzen seinen angestammten Platz zu erreichen, und als Zusatznutzen mit dieser Aktion dem ganzen Publikum unmi?verst?ndlich zu demonstrieren, was er doch f?r ein geiler Typp ist. Anders heute, da l??t er es lieber, wittert er doch, da? ein Mi?lingen seiner Kletter?bung bei vollem Haus unweigerlich zu einem defizit?ren Image f?hren wird.


Also auch erste Reihe. 43 leere St?hle hat er zur Auswahl. Er sieht Irina, die im rechten Drittel sitz und entschlie?t sich spontan mit Elan f?r den Platz neben ihr. -Das ist ungef?hr das selbe, als sich am Oktoberfest an einem 20 Meter langen Pissoir neben den einzigen gleichzeitigen Mitbenutzer zu stellen. Und genau so schaut ihn Irina dann auch an.
Bodo ?bernimmt sofort die Initiative. Er ist der Prototyp eines deutschen BWL-Studentens, tr?gt hellblaue Hemden, Brax-Hosen, Hilfiger-Pullover, eine windschnittige Charakterfrisur, eine Designerbrille, die ebenso rahmen- wie geschmacklos ist und ihm nicht steht, daf?r aber sein fragw?rdiges Image unterstreicht. Nat?rlich ist er frisch rasiert, was ihn noch aalglatter wirken l??t, als sein Kaugummi-kauendes Gesicht, das mit aufgesetzter Selbstsicherheit und Coolness seine pr?-koitalen Anbahnungsabsichten in Eloquenz zu verwandeln versucht. Attacke! Er sitzt noch keine 2 Minuten still, schon versucht er sie in ein Gespr?ch zu verwickeln. Sie ist leichte Beute, denn als Austauschstudentin von weit her ist nat?rlich Tag der offenen T?r f?r seine Fragen. Also nimmt das Grauen seinen Lauf. Irina schl?gt sich tapfer. Sie geh?rt nicht zu denen, die nun in Verz?ckung geraten, weil sie endlich mal jemand angesprochen hat. Mu? sie auch nicht – sie ist sich offensichtlich ihres Marktwertes wohl bewu?t. Und sie ist h?flich, l?chelt h?flich, antwortet h?flich. Sehr sogar. Sie hat sich so schr?g wie m?glich auf ihren Stuhl gesetzt, um den r?umlichen Abstand zwischen ihr und ihrem neuen Fan zu maximieren, dreht sich aber zur einsilbigen Beantwortung seiner belanglosen Smalltalk-Fragen immer brav zu ihm hin.
So haben die beiden bis zur Halbzeit sicher 60 Kontakte, 59 davon entfallen auf unseren Baggerfahrer. Irina hat ihn lediglich einmal um ein Taschentuch gebeten. Irina ist n?mlich erk?ltet und nutzt jeden Hustenreiz, um sich noch ein paar Zentimeter von Bodo wegzudrehen. Bodo aber gibt alles und baggert wie ein Weltmeister weiter. Er hat sie seiner Meinung nach voll am Haken. Er mustert seine neue Troph?e ohne Pause von oben bis unten. Er scheint sie aus- und wieder anzuziehen, w?hrend er ?berlegt, wann sie ihm denn endlich mal ihre Handynummer auf seinen Collegeblock schreiben will. Die Zeit wird zusehends knapper, er mu? nun endlich seinen Trumpf ausspielen. Aber hat er denn ?berhaupt noch einen? Sich nun noch schnell mit einer prise P6 benetzen erscheint ihm wohl mindestens genauso vergebens wie ihr Spanische Fliege in den kalten Kaffee zu tr?ufeln. Er sp?rt die sich anbahnende Niederlage, es sind noch 3 Minuten bis zum Ende der Volesung. Er setzt auf Verl?ngerung und taktiert erneut. Wenn sie schon nicht seine Handynummer will, dann sicher einen Kaffee. Ob Mensa oder bei ihm will er sich offenhalten, schlie?lich ist die Sache so gut wie geritzt, motiviert er sich selber. Da? er sich bei dem ganzen M?ll, den er ihr in den vergangenen zwei Stunden ans Ohr gelabert hat, noch keine Watschen gefangen hat, grenzt fast an ein Wunder. Doch irgendwann hat auch das Schicksal kein Erbarmen mehr mit Bodo. Die Vorlesung ist aus, Irina hat w?hrend er seinen mentalen 3D-Scan ihres K?rpers verarbeitete ihre Sachen eingepackt und nickt ihm nur noch kurz und nichtssagend zu, bevor sie als eine der ersten den Saal verl??t. Bis Bodo seinen Montblanc-Kugelschreiber in seiner Bree-Schreibmappe verstaut und alle losen Bl?tter seines Skripts zusammengerafft hat, ist Irina schon ?ber alle Berge und sicher froh, diesen m?chtegern-Reinstecker losgeworden zu sein. Schlampe!, denkt Bodo.

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Am 27. Januar 2004 geschrieben in Traumdieb & Umwelt | Kommentar

1 Kommentar zu “Bodo mit dem Bagger (und das Baggerloch)”

  1. am 28 Jan 2004 um 19:561Tom

    Jung…. das f?ngt ja bei dir schon wieder an wie Physik Geil. Du sollst doch dem Stoff folgen ;-)

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